Bund der Alevitischen Jugendlichen distanziert sich von politischen Islamverbänden

„Antimuslimischen Rassismus ernst nehmen – Kritik an muslimischen Organisationen zulassen“ lautet der Titel einer neuen Broschüre, die der Bund der Alevitischen Jugendlichen in Deutschland e.V. (BDAJ) jetzt vorlegt. Namhafte Autorinnen und Autoren wie Mouhanad Khorchide, Lale Akgün und Ismail Küpeli beziehen hier Stellung gegenüber muslimischen Organisationen in Deutschland.

Köln, 21. Januar 2021. Im Oktober 2020 hatte der Bundesvorstand des BDAJ bekanntgegeben, seiner Berufung in die Projektkommission „Forum Muslime und Christen“ zum Ökumenischen Kirchentag 2021 in Frankfurt nicht nachzukommen. Als Grund nannte er die Zusammensetzung der Projektkommission, die auch Vertreter_innen des Zentralrats der Muslime in Deutschland und des Islamrates umfasste. „Uns ging es dabei nicht um individuelle Mitglieder der Kommission, sondern um die Verbände und die entsprechenden abwertenden und menschenfeindlichen Ideologien, die sie vertreten. Von diesen Verbänden geht eine Gefahr für Alevit_innen und andere Minderheiten in Deutschland aus“, so Özge Erdoğan, Bundesvorsitzende des BDAJ. „Wir mussten handeln.“

Auf seiner Bundeskonferenz 2021 hat der BDAJ schließlich seine Position in einem Papier verabschiedet, das für großes Aufsehen und auch für Anfeindungen gesorgt hat. „Positiver Zuspruch von vielen Seiten hat uns schließlich ermutigt, dieses wichtige Thema in einer Handreichung aufzugreifen und aus verschiedenen Aspekten zu beleuchten. Dass wir hierzu zahlreiche Expert_innen gewinnen konnten, freut uns sehr“, so Erdoğan.

Die Kernforderungen des BDAJ lauten:

  • Die Kritik an islamistischen, völkischen und/oder nationalistischen Organisationen wegen ihrer menschenverachtenden und antidemokratischen Ideologie ist politisch geboten und fußt auf einer sachlichen Grundlage. Eine Diffamierung inhaltlicher Kritik als rassistisch wirkt sich als Unterstützung ebendieser Organisationen aus. Selbstverständlich muss sich jede_r, der/die Kritik übt, von Weißen Rechtsradikalen und Rechtspopulist_innen, die diese Kritik für ihre Zwecke missbrauchen wollen, abgrenzen.
  • Antirassismus muss als fester Bestandteil von Organisationskultur etabliert werden. Wir rufen alle Akteur_innen der Kinder- und Jugendhilfe auf, eigene Strukturen auf Barrieren hin zu überprüfen. Dies wirkt dem Rückzug auf die islamische Identität entgegen. Das gleiche gilt für alle gesellschaftlichen Bereiche (v.a. Wirtschaft, Bildungsbereich, Öffentlicher Dienst usw.): Soziale Belange von Eingewanderten und ihren (direkten) Nachkommen müssen ernstgenommen werden. Sie dürfen nicht als Bürger_innen zweiter Klasse gelten.
  • Zur Verbesserung der Informationslage muss eine Dokumentationsstelle „Politischer Islam“ (ähnlich wie in Österreich) eingerichtet und angemessen finanziert werden.
  • Paragraph 166 StGB, der sogenannte Blasphemieparagraf, ist einer modernen Gesellschaft nicht angemessen und muss gestrichen werden. („Wer öffentlich oder durch Verbreiten eines Inhalts (§ 11 Absatz 3) den Inhalt des religiösen oder weltanschaulichen Bekenntnisses anderer in einer Weise beschimpft, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.“).
  • Ditib-Jugend und BDMJ, MJD und FEMYSO, Islamische Jugend, IGMG und Young Schura, IGS-Jugend, sowie Organisationen und Jugendgruppen aus dem Umfeld der Gülen-Bewegung oder der Grauen Wölfe, dürfen nicht als freie Träger der Jugendhilfe gemäß § 75 SGB VIII anerkannt werden.

Über den Bund der Alevitischen Jugendlichen in Deutschland (BDAJ) e.V. Der Bund der Alevitischen Jugendlichen in Deutschland (BDAJ) e.V. versteht sich als alevitisch-demokratischer Arbeiter_innenjugendverband und vertritt als eigenständige Jugendorganisation der Alevitischen Gemeinde Deutschland K.d.ö.R. die Interessen von rund 78.000 Kindern und Jugendlichen in 135 Mitgliedsvereinen und elf Bundesländern. Das Alevitentum ist eine eigenständige und in Deutschland anerkannte Religionsgemeinschaft mit anatolischen Wurzeln. Weltoffenheit, Toleranz und Humanismus sowie das strikte Veto gegen religiösen Fundamentalismus und Nationalismus sind wesentliche Eckpfeiler des Verbandes. Der BDAJ betätigt sich in den Bereichen Interessenvertretung, außerschulische Bildungsarbeit und sinnvolle Freizeitgestaltung. Besonders die Motivation der Jugendlichen zu kritischem Denken und Handeln sowie zur demokratischen Mitgestaltung aller gesellschaftlichen Lebensbereiche spielt in der Arbeit des BDAJ eine wichtige Rolle. Für die Hochschularbeit des BDAJ ist der Bund der Alevitischen Studierenden (BDAS) mit 35 Hochschulgruppen verantwortlich. Der BDAJ ist Mitglied im Deutschen Bundesjugendring sowie Träger der freien Jugendhilfe nach § 75 SGB VIII

Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an:

Laura Schwab, Geschäftsführerin Bund der Alevitischen Jugendlichen in Deutschland e.V.
E-Mail: Laura.Schwab@bdaj.de, Telefon: 0221-94 98 56 – 42

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