Vom 20.-22. Oktober fand unser Wochenendseminar „Erinnerungskultur im Dialog: Alevitische und êzidische Perspektiven“ in Hildesheim statt. Die Veranstaltung ist eine Kooperation mit dem Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismus (IDA e.V.), der Êzidischen Jugend in Deutschland (ÊJD e.V.) sowie dem Bund der Alevitischen Jugendlichen in Deutschland (BDAJ e.V.) und wurde durch die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) gefördert.
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Was bedeutet eigentlich Erinnern- und was ist Erinnerungskultur? Mit diesen Fragen starteten wir thematisch in das Seminar und merkten über das Wochenende schnell, wie viel dazu gehört. Von Themen wie Identität, Familiengeschichte, Rituale, Bräuche, Essen, Gerüche, über religiöse Symbole. Über die Fragen, was erinnert wird und wer das entscheidet, den Themen traumatische Ereignisse und Verdrängung. Und dem Wunsch, die bereits geleistete Arbeit zu Erinnerungskultur zu würdigen und voranzutreiben sowie weiterhin zu erinnern und nicht zu vergessen.
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Wir beschäftigten uns mit dem Themenkomplex Erinnerungskultur. Dafür gab es theoretischen und thematischen Input von unseren Referentinnen, in denen sich intensiv mit Erinnerungskultur auseinandergesetzt wurde aus alevitischer und êzidischer Perspektive in Bezug auf ihre Geschichte und Gegenwart. Gemeinsam mit den Teilnehmenden erfolgte dann Gruppenarbeit und gemeinsamer Austausch.
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„Die alevitische und jesidische Erinnerungskultur sind beide reich an Geschichte und Traditionen. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Bewahrung der Identität und des kulturellen Erbes dieser Gemeinschaften. Das Wochenendseminar war so wichtig und interessant, da es uns die Möglichkeit gegeben hat, tiefer in die alevitische und jesidische Erinnerungskultur einzutauchen. Es war auch eine bereichernde Erfahrung, weil sie uns gezeigt hat, wie wichtig es ist, kulturelle Vielfalt zu schätzen und zu respektieren. Durch ihre Rituale, Bräuche und Erinnerungspraktiken schaffen sie uns genauso eine tiefe Verbindung zur Vergangenheit und stärken das Gemeinschaftsgefühl. Es ist faszinierend, mehr über diese einzigartigen Kulturen zu erfahren und ihre Bedeutung zu würdigen.“
-Rozalin (ÊJD)
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Das Wochenendseminar behandelte auch die Themen antialevitischer und antiêzidischer Rassismus und Mehrfachdiskriminierung. Dabei wurde unter anderem ein geschützter Raum für das Teilen von eigenen Rassismuserfahrungen geboten.
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„Junge alevitische und êzîdische Frauen und Mädchen machen weiterhin verstärkte intersektionale Erfahrungen, geprägt durch ihre Identität als Alevitin oder Êzîdin sowie als Frau. Insbesondere in deutschen Schulen erfahren sie Rassismus und sexualisierte Gewalt insbesondere durch Schüler:innen sowie Lehrer:innen mit islamistischen Tendenzen. Für uns als alevitische und êzîdische Vereine ist es daher unabdingbar, sich aktiv gegen diesen transnationalen Rassismus einzusetzen, um unsere Gemeinschaften in der Diaspora zu schützen und zu stärken.“
-Rojda Arslan (Referentin BDAJ)
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Die Teilnehmenden bekamen zusätzlich von den Referent*innen Handlungsmöglichkeiten und -Strategien an die Hand, die sie als von Rassismus Betroffene nutzen können und über die sich auch unter den Teilnehmenden ausgetauscht wurde.
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„Ich fand es lehrreich, dass wir über unser gemeinsames Leid sprechen konnten und zu besprechen, wie ich am besten mit rassistischen Aussagen umgehe. Es ist wichtig, solche Themen anzusprechen und ein Bewusstsein dafür zu schaffen. Es ist wichtig gemeinsam über solche Erfahrungen zu sprechen, denn wir als Minderheiten teilen oft ähnliche Erfahrungen. Ich als Jeside habe eine ebenso schmerzhafte Geschichte wie meine alevitischen Geschwister. Durch das Empowerment im Seminar konnten wir uns gegenseitig stärken. Ich danke dem Bund der alevitischen Jugend und der Ezidischen Jugend Deutschland, dass ich diese Erfahrung machen und mir wertvolles Wissen aneignen durfte.“
-Warjin (ÊJD)
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Neben dem ganzen thematischen Input und Austausch, hatten wir Spaß an lustigen Energizer-Übungen, wie dem in Zweier-Teams jeweils einarmig gebastelten Papierfliegern, die dann fliegen gelassen wurden. Und in der Abendgestaltung mit dem Spielen des Gemeinschaftspiels „Werwolf“.
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Wir bedanken uns herzlich bei allen Beteiligten für das gelungene Wochenendseminar. Ganz besonders bei den Referentinnen für ihre wertvollen Beiträge und bei den Teilnehmenden für ihr engagiertes Beteiligen an den Diskussionen und in den Arbeitsgruppen.